Bernhard Dornsiepen, 49 Jahre alt aus Balve und Rio 243

Hallo Bernhard, erneut die deutsche Meisterschaft zu reiten ist ja schon eine Ansage! Wie entstand der Plan?

Die stärksten deutschen Pferde sollten nach meiner Meinung die DM gehen. Meines Erachtens ist dies auch wichtiger als die Sichtung für die WEG. Dieses Jahr habe ich das Glück zwei tolle Pferde im vollen Training zu haben, sodass ich Tryon mit Bekele und die DM mit Rio mitnehmen kann.

Was hast du dir zum Ziel gesetzt für den Ritt?

Ich möchte in erster Linie mit einem gesunden und fitten Pferd wie die letzten Jahre ins Ziel kommen. Es ist Rios fünfte DM und erneute eine vordere Platzierung und best condition sind ein großer Erfolg. Wie weit es dann reicht hängt bei 160 km von so vielen Faktoren ab, dass auch ein bisschen Glück dazu gehört.

Erzähl uns was zu deinem Pferd. Wie habt ihr zusammen gefunden?

Ich habe Rio selbst gezogen. Rios Mutter, eine Trakehnerstute, gehörte Gerhard Kugelstadt-Körner und war ein bisschen zu heftig auf Distanzen. Als ihm was zu viel wurde, hat er sie mir gegeben. Wirklich rittig war sie nicht, daher habe ich beschlossen aufgrund ihres guten Exterieurs und den Papieren sie mit einem Araberhengst von Bekannten anzupaaren. Der lief zwar keine Distanzen, aber ist sehr viele Wanderritte gegangen. Diese Anpaarung war so gut, dass ich sie nach Rio noch zweimal wiederholte.

Was ist für dich das Besondere an ihm?

Rio zu reiten ist pures Vergnügen, bei anderen ist es Arbeit  Egal was ich mit ihm mache, ob Dressur, Gelände, Sprünge oder Ritte, er hat an allem Spaß und ist manchmal eher übermotiviert. Mein Nico oder auch Lausbub waren toll und charakterstark, aber Rio ist besonders. Er macht bei allem mit, will immer gefallen. Draufsetzen, wohlfühlen – das ist Rio. Meine Grooms sagen zwar er ist eine kleine Distanzprinzessin, aber er weiß, was er sich rausnehmen kann. Denn im entscheidenden Moment weiß er, worauf es ankommt. Einmal hat er mir sogar das Leben gerettet. (Anmerkung: die Story liefern wir euch später noch in einem seperaten Post).

Was sind seine bevorzugten Wettkampfbedingungen?

Laufen tut er alles, aber für uns beide mag ich es umso schwerer, umso wärmer. Rio wählt seine Geschwindigkeit selbst.

Wie lautet deine Taktik für Babenhausen?

Die Taktik ergibt sich auf dem Ritt und wird auch entscheidend von den ausländischen Startern abhängen. Ich vermute wir Deutschen werden in einer kleinen Runde zusammen beginnen und dann wird man sehen. Einen 20 km/h Schnitt möchte ich maximal auf der letzten Runde reiten.

Bist du schon mal in Babenhausen geritten?

Bisher nicht, aber ich bin die Strecke vor drei Wochen mit dem Fahrrad abgefahren.

Wer ist dein distanzreiterliches Vorbild?

Als ich klein war natürlich mein Papa. Soweit ich weiß hält er nach wie vor den Rekord an gewonnen EM- und WM Medaillen in Deutschland? Als ich älter wurde haben mich Inge Harbach und Penny Dauster inspiriert. Als ich international begonnen habe war Jacques Degod mein Vorbild. Er ist so viele Ritte gegangen und hat dabei kaum Ausfälle gehabt. Ihn konnte ich immer anrufen und ich hab viel von ihm gelernt, er war nie um einen Rat verlegen.

In welchem Alter bist du deinen ersten Distanzritt gegangen und wo hast du deine reiterlichen Wurzeln?

Meinen ersten Ritt bin ich glaube ich mit elf Jahren auf einem Isländer über 30 km in Hamm gegangen. Mein Vater hatte einen Islandpferdehof und hier liegen auch meine Wurzeln. Später habe ich dann eine Bereiterlehre in München absolviert mit Schwerpunkt Springen und Dressur. Distanzen bin ich parallel aber immer geritten.

Was war euer größter Erfolg bisher als Reiter/Pferd – Team?

Zweimal Silber und einmal Bronze bei der DM in den letzten Jahren. Mein persönliches Highlight war der dritte Platz bei der DM in Luhmühlen 2013, weil dieser Ritt einfach so unglaublich viel Spaß gemacht hat.

Betreibst du Ausgleichssport noch andere Disziplinen oder Sportarten?

Dressur und Springen sind immer fester Bestandteil unseres Trainingsplans, aber wir gehen keine Turniere. Eine FN Bewegungstrainerin unterstützt mich alle zwei Wochen. Früher habe ich Ausdauersport wie joggen und Radfahren gemacht, habe aber gemerkt, dass Balance und Bewegungstraining wie zum Beispiel auf der Slackline die wichtigen reiterlichen Muskeln weit mehr schulen. Insgesamt macht man immer viel Training fürs Pferd, aber viel zu wenig für sich selbst. Dreimal die Woche investiere ich also in mich, wobei ich durch zwei Pferde im Training auch merke, dass ich mehr Ausdauer habe. Ich galoppiere im Training ja nicht annähernd so viel wie auf einem Ritt und nicht regelmäßig genug. Bei zwei Pferden komme ich jetzt auch mehr auf meine Kosten, denn das Training für ein Pferd reicht für mich nicht aus.

Wir danken Bernhard Dornsiepen und wünschen ihm und Rio viel Spaß und natürlich Erfolg in Babenhausen!