Artikel von Eva Renner, erschienen 2019 in “Der kleine Georg” und im “Reitsportmagazin”

 

„Komm doch mal mit zu einem Distanzritt.“ meinten Freunde 2003 zu mir und meinem Haflinger. „Was müssen wir da machen?“ war meine Frage.

„Einfach schnell und lange reiten.“ die Antwort.

 

Nach 16 Jahren und über 1000 Wettkampfkilometern in der Wertung in diesem Sport kann ich mit Gewissheit sagen, Distanzreiten ist so viel mehr als einfach schnell und lange reiten.

 

Es ist vor allem eins: vielseitig.

Es kann ein Teamsport sein oder man macht es allein. Man betreibt es als Abwechslung zum klassischen Turniersport oder andersrum. Es gibt Ein- und auch Mehrtageswettbewerbe, Ritte auf markierten Wegen oder man sucht sich seinen Weg an Hand einer Karte selbst. Man kann auf Leistungssportniveau bis hin zu internationalen Wettbewerben reiten oder eben bei den kleinen Strecken bleiben. Selbst für die Kleinsten gibt es analog zur Führzügelklasse Kinderritte (5-10 km), wobei die Kinder begleitet werden können aber nicht müssen. Man muss noch nicht einmal reiten können, denn man kann auch Distanzen fahren.

 

Die kleinste Wettkampfstrecke an einem Tag beginnt bei 25 km, die längste misst 160 km.

Voraussetzung ist ein 5 jähriges Pferd, dessen Zahnwechseln abgeschlossen ist. Das Equipment muss straßen- u. verkehrssicher sein und darf die Atmung des Pferdes nicht beengen. Abstammung, Rasse, Größe und Alter sind für den Einstieg Nebensache, allerdings sollte das Pferd Freude am Laufen haben.

 

Doch bevor man auf die Strecke darf muss das Pferd eine Voruntersuchung beim Tierarzt bestehen. Auch auf der Strecke hat das Pferd immer wieder Kontrollen zu bestehen und selbst Pausen sind vorgeschrieben. Selbst wenn die Wettkampfstrecke bewältigt wurde, so ist eine Eliminierung bei der Nachuntersuchung immer noch möglich.

 

Um erfolgreich durch einen Wettbewerb zu kommen, ist vor allem angemessenes Training Voraussetzung. Bei einer Kontrolle muss der Puls des Pferdes innerhalb von 20 Minuten auf 64 Schläge die Minute oder tiefer sinken. Durch Training kann der Ruhepuls verlangsamt und die sog. “Recovery-Time” verkürzt werden. Auf der Strecke wird überwiegend in möglichst gleichmäßigem Tempo um 12km/h getrabt – im Idealfall unabhängig von Untergrund und geographischem Profil.

 

Wer jetzt denkt: „er ist nicht fit genug“ für so etwas, der hat in so weit wahrscheinlich Recht, als dass am Anfang nicht selten die menschliche Fitness der leistungsbegrenzende Faktor ist. Das was das Pferd in der Woche in Summe trabt, kann es auch am Stück traben. Ein Pferd was 2-3 Mal die Woche gearbeitet wird, dazwischen möglichst viel Umwelteinflüsse und freie Bewegung hat und (am Wochenende) auch mal 2-3 Stunden am Stück unterwegs ist, das kann morgen an einem Distanzritt teilnehmen.

 

Erfolgserlebnis garantiert

Die Strecken von 25-40km sind tempobegrenzt, wer schneller als 5 Minuten pro Kilometer (12km/h) reitet wird gewertet. Wer mehr wie 8 Minuten pro Kilometer zur Bewältigung der Strecke braucht, wird ebenfalls nicht gewertet. Und wer gewinnt? – JEDER! .

Jeder, der mit einem fitten Pferd die Strecke innerhalb des Zeitfensters bewältigt.

Ab 41km muss das Pferd mindestens 6 jährig sein, das Tempo ist frei und es gewinnt tatsächlich der schnellste, so lang das Pferd alle Kontrollen besteht – also vielleicht auch der, der am taktisch klügsten geritten ist.

Bis 60 km werden an den Reiter keine Anforderungen gestellt, ab 61km muss sich der Reiter über Erfolge oder Fortbildungen im Distanzsport für die längeren Strecken qualifizieren.

Eine Mitgliedschaft in einem Reitverein ist nicht erforderlich. Pro Streckenkilometer zahlt man max. 1 Euro. Am Veranstaltungsort werden die Pferde meist in Paddocks untergebracht und der Reiter sowie die Crew campen.

 

Distanzeiten – Marathon im Sattel

Jeder von uns kann einen Marathon laufen. Der ein oder andere wird seine Ernährung umstellen müssen, der eine mehr der andere weniger. Der eine wird dieses Ziel eher erreichen, der andere später. Der eine benötigt ein intensiveres Training, der andere nicht. Einer läuft ihn auf Anhieb unter 4 Stunden, der nächste benötigt beim ersten Mal fast 8 Stunden, analog ist es mit unseren Pferden.

 

Man kann mit dem vorhandenen Equipment (ohne Probleme) einsteigen.

Mit einem einigermaßen passenden Schuh können sie ein kleinen Spaziergang machen, vielleicht auch eine kleine Runde laufen, aber desto länger und/oder schneller sie laufen desto passender muss ihr Schuhwerk sein, wobei „Schuhwerk“ als Platzhalter anzusehen ist und beispielsweise auch durch „Sattel“ ersetzt werden könnte.

 

Die auftretenden Wehwehchen bestimmen, welches spezifische oder spartenfremde Equipment bei ihnen oder im Stall einzieht.

Als erstes wichen meine Lederstiefel einem Wanderschuh und die Vollbesatzreithose einer Laufhose. Mit zunehmender Streckenlänge folgten weitere Optimierungen.

 

Der Weg ist das Ziel

Analysieren sie den Ist-Zustand ihres Pferdes und ihren eigenen und setzen sie sich ein realistisches Ziel.

Hilfe auf  dem Weg zum Ziel erhalten sie auf der Homepage des Vereins für Distanzreiten und -fahren in Deutschland www.vdd-aktuell.de oder im www.distanzforum.de

Auf der VDD Homepage sind auch alle offiziellen Distanzveranstaltungen zu finden. Ein Besuch einer Veranstaltung vor Ort ohne Pferd vor dem ersten eigenen Start ist empfehlenswert.

Ich selbst habe die „Szene“ als gesellig und ehrlich freundlich empfunden, was meiner Erfahrung nach unter (“Wettkampf-)Reitern“ seines gleichen sucht.

 

Distanzreiter u.-fahrer sind innovative Tüftler am Equipment für Pferd und Reiter und dem Camp und berichten gern, was was und wofür es ist, wenn man sie fragt.

 

Wenn ihnen ihre Bahn oder Halle zu eng geworden ist, sie in ihrem Heimatgelände jeden Stein aus jeder Richtung kennen, sie gern und am liebsten flott in der Natur unterwegs sind dann probieren sie Distanzreiten doch einfach mal aus – aber sagen sie nicht, ich hätte sie nicht gewarnt: Distanzreiten hat ein enormes Suchtpotential.

 

Hier -> https://vdd-aktuell.de/niedersachsen-sued-2/ <-  finden die nächsten Ritte/Veranstaltungen statt:

 

Weserbergland Distanz XS 08.-09.03.2019
EFR 40km, KDR 41km, MDR 80km, LDR 81km

 

2. Kranzdistanz in Förste 26.-28.04.2019 CEI
EFR/F 25km, 40km, MDR/F 61km, 80km, LDR/F 100km

 

7. Altämterdistanzritt in Echte 14.-16.06.2019
EFR/F, KDR/F, MDR/F, LDR/F, MTR/F

 

Holzeroder Distanzritt 12.-14.07.2019
EFR/F, KDR/F, MDR/F, LDR/F

 

4. Weserbergland Distanz 09.-11.08.2019

EFR 27km,40km, MDR 61km, 80km, LDR 100km, 120km

21.02.2019 von 17:00-20:00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Herrhausen/Seesen
Infoveranstaltung Distanzsport – Abenteuer Distanzreiten
10.-12.05.2019 Distanzseminar im Harz
für Einsteiger, Neulinge und Interessierte
Abenteuer Distanzreiten angekommen ist gewonnen
Die Regionalbeauftragten für Niedersachsen-Süd des VDD (Verein Deutsche Distanzreiter und -fahrer e.V.) Eva Renner eva.czichos@web.de und Dr. Juliette Mallison juliettemallison@gmx.net geben gerne weitere Auskünfte.