Kadermitglieder

Vorstellung der Kadermitglieder

Andrea Michaela Chowanietz (Vogl) -VDD Kader 1 Senioren

Everest Bonance und Michaela

Mein Name ist Andrea Vogl, ich bin 33 Jahre alt und komme aus dem schönen Niederbayern. 
Immer schon den arabischen Vollblütern verschrieben, reite ich seit ich etwa 5 Jahre alt bin und besitze seit meinem 11. Lebensjahr eigene Pferde. Recht früh wurde klar, dass mir das Viereck nicht reichen würde und nach einer mehr oder weniger „gescheiterten” Springreitkarrriere, mangels passendem Pferd, wurden ausgedehnt Ausritte zu meiner größten Leidenschaft. Da mir der Distanzreitsport immer schon ein Begriff war, wurde recht schnell der Plan gefällt, zukünftig am liebsten lange Distanzen zu gehen. Ich begann vor etwa 10 Jahren mit kleinen Distanzritten und mit einigen Jahren Abstinenz – wegen fortwährender Krankheit meines damaligen Pferdes Amar – gelang mir 2019 der gewünschte Sprung in den internationalen Distanzreitsport. Seither vergeht bei mir kein Jahr ohne (Urlaubs)Planung rund um die möglichen Distanzritte im In- und Ausland. Dabei reizen mich einfach die CEI-Ritte am meisten. Mit meinem Pferd NARHAM JEDNOSTKA konnte ich dabei schon den einen oder anderen Erfolg verzeichnen, wie z.B.
 
2. Platz 120 km CEI** in Clumec nad Cidlinou (CZ)
2. Platz 120 km CEI** in Trechwitz (GER)
3. Platz 100 km CEI* in Madine (FR)
 
Neben NARHAM JEDNOSTKA, welcher sich leider im Mai 2023 verletzt hat und hoffentlich 2024 sein Comeback feiert, konnte ich meinen französisch gezogenen Wallach „EVEREST DE BONANCE” (10) im Jahr 2023 von der vorhandenen 1-Stern-Qualifikation nahtlos zur 3-Stern-Qualifikation reiten. Die Saison begann bereits im April mit einem sehr schweren 120 km Ritt in Samorin (SVK) bei Dauerregen und viel Matsch und damit verbundenen Ausfällen, auf dieser eigentlich einfachen Strecke. “So habe ich Samorin definitiv noch nie gesehen”, so sprachen einige Reiter an diesem Ritttag. Als ich EVEREST im Ziel nach 120 km nicht ordentlich führen konnte, weil er noch vor Energie sprühte und weiter wollte, hatte ich schon so eine Ahnung wo unser Weg noch hinführen würde. Die Widrigkeiten dort hatten ihm einfach null ausgemacht und er war scheinbar bereit für „mehr“. Während der Sommermonate hatte er dann Pause, da er immer wieder gerne seine Eisen verlor und sein Horn nicht die beste Qualität aufwies. Es sollte somit erst im September ein weiterer 120 km Ritt in Ermelo folgen. Ein Ritt, welchen ich schon immer gerne gehen wollte. Auch diesen meisterte er mit Leichtigkeit, obwohl wir keinerlei Sand trainiert hatten. Wir hatten eine lange Anreise, das Wetter war schwülheiß und der Sand tief. Da er auch diesen Ritt wegsteckte, als wäre nichts gewesen, waren wir bereit für CEI***. Wir entschieden uns gegen die 160 km in Fontainebleau (FR) und ritten den 140 km CEI*** in Buch, was sich in Nachgang als Richtig erwies, da ich die Woche später auch in Frankreich ritt und es diesmal vegetationsbedingt sehr anspruchsvoll war. 
 
Daheim eher im Energiesparmodus laufend, liebt EVEREST die Rennen und kann mit verschiedensten Böden sowie Wetterverhältnissen sehr gut umgehen. In Madine am CEN/CEI** 120 km war er 2022 bereits Zweitplatzierter, ebenso bei Dauerregen und verschiedensten Bödenverhältnissen – von Geröll bis tiefer Schlamm. Er überzeugt mit einer Souveränität, welche seines Gleichen sucht und auch seine Werte sind dementsprechend stets im grünen Bereich. Den Probelauf zum Hundertmeiler hat er im Oktober mit Bravour gemeistert. Sets motiviert und nicht annähernd an seinen Grenzen laufend. Ich habe versucht, ihn nicht schon auf dem Weg zum CEI*** zu „verheizen” und so ritt ich jeden Ritt immer deutlich unter seinen Möglichkeiten. Die Saison mit ihm hat mir gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind und somit starten wir im neuen Jahr zuversichtlich und hoffentlich gesund in ein neues Abenteuer. 

Silke Gillhaus – VDD Regionalkader NRW

Dhiammant und Silke (Foto: Nina Spiekermann)

Ich freue mich sehr, dass wir 2024 zum VDD-Regionalkader NRW Senioren gehören dürfen. Wir, das sind mein Araberwallach Dhiammant ibn Darischka (10 Jahre) und ich, Silke Gillhaus (48 Jahre). Von mir gezogen, bei mir am Haus aufgewachsen und von mir angeritten und ausgebildet, sind wir auch auf Distanzritten ein eingespieltes Team. Da sich Dhiammant im Laufe der Jahre zu einem echten Sportpferd mit großem Laufwillen und ansteckender Arbeitsmotivation entwickelt hat, träume ich davon, mit ihm gemeinsam einen 160er-Ritt zu bestreiten (und in der Wertung zu beenden). Vom Kader erhoffe ich mir daher informativen Austausch und professionelle Impulse, die mir helfen, den Sprung von „120  auf 160“ zu wagen und zu schaffen.
 

Annabelle Schwarze – VDD  Regionalkader Jugend Niedersachsen

Maily Bey und Annabelle

Annabelle Schwarze (14) reitet im Endurance -Team MIB Arabians und hat bisher neben der Quali-Stufe 2 auch die Novice – Qualification abgeschlossen. Sie reitet vor allem die 15jährige Vollblutaraberstute MIB Maily Bey aus der Zucht von Michael und Iris Buchtmann (MIB Arabians) mit der sie in 2023 die beiden bestrittenen LDR auch gewonnen hat.

In der Saison 2024 möchte Annabelle ihre Quali-Stufe 1 abschließen, an der DJM teilnehmen und Ihren ersten internationalen Ritt in Angriff nehmen.

 

 

 

 

Florine Schulte – VDD Regionalkader Jugend Schleswig-Holstein

Florine Schulte (14) hat bereits die Qualistufe 3 und die Novice Qualification erlangt. Sie hat mit dem 9-jährigen Vollblutaraber ESFAHAN MANSOUR OX 26 km und mit der 16-jährigen englischen Vollblutstute PRINCESS M. bis zu 81 km unter die Hufe genommen. Zu ihren Lieblingsritten gehören die Nordlicht-Ritte und ihr größter Erfolg war der Vizemeistertitel von SH und NRW. Für nächste Saison hat sie sich das Ziel gesetzt ihren ersten 100 km Ritt anzugehen.
Instagram: @florine._sch

Maike und Marlen Grell

Wenn man sich die Statistik der internationalen Starts von Distanzreitern aus der Region Berlin-Brandenburg im Jahre 2022 anschaut, fällt zweimal der Name Grell auf. Mutter Maike (52) und Tochter Marlen (18) waren beide erfolgreich auf CEI1*-Ritten unterwegs – und beide auf neunjährigen Pferden, die erst am Anfang ihrer sportlichen Karriere stehen. Grund genug für mich, hier einmal genauer nachzufragen …

Unter Distanzsportlern ist der Name Grell schon seit Jahrzehnten kein unbekannter, ist doch Marlens Vater Martin Grell FEI-Level-3-Tierarzt und heute wieder – wie auch vor zwanzig Jahren schon einmal – Teamtierarzt des deutschen Endurance-Nationalkaders. Seine Tochter aus erster Ehe, Veronika, nahm erfolgreich an Championaten teil und bestritt bereits als Juniorin ihren ersten internationalen Hundertmeiler.

Maike Grell, lernte ich (noch unter ihrem Mädchennamen Neuwardt) Ende der Neunzigerjahre beim Reitverein „Am Fließ“ in Hoppegarten kennen. Damals war sie auf ihrem ersten eigenen Pferd, der explosiven Traberstute Indira Kim, bereits recht ambitioniert auf der langen Strecke unterwegs. Mit dem Distanz-Virus hatte sie sich zuvor schon auf einem Reiterhof in Biesdorf infiziert, wo sie kurz nach der Wende als „Spätjugendliche“ mit dem Reiten begonnen hatte. Als Indira verletzungsbedingt nicht mehr sportfähig war, stellten zunächst Freunde ihre Pferde zur Verfügung, denn Maike hatte Blut geleckt, wollte nach oben kommen in diesem Sport, wo es, wie sie selbst sagt, damals recht einfach war, auch international zu starten. Anders als heute gab es keine Qualifikationssysteme, weder national noch international. Ein Unding, wie sie heute konstatiert.

Aber dann kommt es – nicht ungelegen – anders als zunächst geplant. Maike heiratet und steigt erst nach der Geburt ihrer beiden Kinder wieder in den Distanzsport ein. Ihr neuer vierbeiniger Partner ist der schneeweiße Vollblutaraber Spirit, dem, wie sich noch zeigen soll, barocke Dressur-Attitüde im Grunde mehr liegt als Marathon, der aber später zum zuverlässigen Reitlehrer ihrer 2005 geborenen Tochter Marlen werden soll.

Diese schaltet sich selbstbewusst in das Gespräch ein: Keinesfalls sei ihre reiterliche Karriere vorprogrammiert gewesen. Sie hätte relativ spät erst für sich selbst entschieden, den Weg in den Leistungssport einzuschlagen.

Mit sieben Jahren hatte ihre Mutter sie zum ersten Mal aufs Pferd gesetzt. Jüngere Kinder reiten zu lassen, so Maike Grell, sei einfach nicht sinnvoll. Ihnen fehle Balance und Körperspannung. Und Marlen ergänzt, dass sie zunächst einmal richtig Reiten lernen wollte und „all die Abzeichen machen, die gut und wichtig sind“. Ein früherer Einstieg in den Distanzsport scheiterte auch daran, dass der für das Kind leicht zu händelnde Spirit für die Disziplin nicht wirklich geeignet war. Jedoch blieb er Marlens Lehrmeister und faszinierte mit Maike im Damensattel das Publikum bei barocken Schaubildern des Hofs Repente, die damals fester Bestandteil der Hippologica und des Barockfestes im Tierpark Berlin waren.

Zu diesem Zeitpunkt hat Maike ihren Sportpartner per excellence gefunden, den selbst gezogenen Catch me if you can, einen Araber mit viel Trakehnerblut. Mit diesem bildschönen Fuchswallach scheint alles möglich. Bereits sechsjährig läuft er international und feiert seinen größten Erfolg mit einem Sieg beim CEI2* über 120 km im slowakischen Samorin. Für viel Heiterkeit sorgt auch (nach glücklichem Ausgang) eine Episode, als er sich bei einem Wettkampf von seiner Reiterin trennt und davonläuft, wobei er seinem Namen alle Ehre macht. Doch heiter endet seine Geschichte nicht. „Catch“ muss nach einem Unfall eingeschläfert werden. Wieder ist Maike an Punkt Null.

2019 kommt die Trakehner Stute Veni Vidi Vici ins Spiel, eine kompakte Braune, laufwillig und mit eigenem Kopf, wie Maike es mag. Schnell zeigt sich, dass auch Tochter Marlen ein Händchen für das Pferd hat. Endlich bietet sich für die Vierzehnjährige die Chance, richtig im Distanzsport loszulegen. Also sattelt Mutter Maike noch einmal um: auf die Vollblutaraberstute So Nice, eine PC Amal-Tochter, die ihr zunächst von der Züchterin Anita Scheele zur Verfügung gestellt wird, mittlerweile aber in ihren Besitz übergegangen ist. Anfangs starten Mutter und Tochter oft gemeinsam. Während Maike die damals 6-jährige So Nice, die 3-jährig Rennen gelaufen ist und im Jahr zuvor ein Fohlen bekommen hatte, behutsam aufbaut, tastet sich Marlen mit Veni Vedi Vici an die lange Strecke heran. Gemeinsam meistern sie die Novice-Qualifikation und krönen ihre Laufbahn mit einem CEI1* im Juni 2021 in Buch bei Ulm. Doch dann läuft die Trakehner Stute nicht mehr rund. Ein Überbein macht ihr bei größerer Belastung zu schaffen. Marlen beweist reiterliches Feingefühl genug, ihr Pferd zweimal zurückzuziehen, ehe es disqualifiziert wird. Doch damit ist der Traum von der Teilnahme an einem Jugendchampionat geplatzt. Mutter und Tochter wissen beide: ihnen rennt die Zeit davon. Jetzt noch einmal ein Pferd für den Jugendbereich aufzubauen, ist nicht zu schaffen. Damit steht die Entscheidung fest, für Marlen ein Pferd mit CEI-Qualifikation zu suchen. In Frankreich wird man fündig. Der von Claude Places im Gestüt Rio-Endurance gezogene Vollblutaraber Djebel Rio, ein Pyrus du Croate-Sohn aus einer Cherifien-Mutter, der zudem noch Maikes Catch me if you can zum Verwechseln ähnlichsieht, erfüllt alle Kriterien. Marlen und der elegante Fuchs finden schnell zusammen und bestreiten 2022 ihre ersten beiden CEIYJ1*-Ritte. Marlen, die von sich selbst sagt, dass sie jetzt „sicher im Sport angekommen“ sei und extrem viel Spaß am Distanzreiten hat, weiß, dass sie mit Djebel ein tolles Pferd mit großem Potenzial unterm Sattel hat. Ihre Chancen, sich für die Jugend-Weltmeisterschaft im Herbst dieses Jahres in Frankreich zu qualifizieren, stehen gut. Zwei CEIYJ2* über 120 km braucht das Paar noch, um am 2. September im französischen Castelsagrat antreten zu dürfen. Bei alldem verliert Marlen andere persönliche Ziele nicht aus den Augen. Es ist ihr wichtig, Distanzsport und Schule unter einen Hut zu bekommen. Sie besucht die zwölfte Klasse und möchte nach dreizehn Schuljahren ein gutes Abitur ablegen, um danach Englisch und Kunst auf Lehramt zu studieren.

Gemeinsam werden Mutter und Tochter in Zukunft nur noch im Training reiten. „So Nice kann schwierig sein und hat manchmal ihre Wutanfälle“, sagt Maike, „da habe ich die Gedanken nicht beim Kind!“ Deshalb werde sie Marlen bei den bevorstehenden Wettkämpfen trossen – wozu übrigens auch Marlens ein Jahr älterer Bruder Matthias Talent und Neigung zeigt. Und natürlich ist Vater Martin als Tierarzt auch mit dabei. Familiensport eben.

Miriam Lewin in „Reiten und Zucht in Berlin und Brandenburg-Anhalt“ Heft 4/2023