Mit meinem Stute  Shezadi (10 Jahre) aus der silbernen Herde in Marbach gezogen aus der Linie der Murana I startete ich in  Stuhr, dem Anlass entsprechend zur  „Silberhochzeit“. Meinen Glückwünsch möchte ich der Familie Ulf und Sonja Hölzen aussprechen, die zum 25. Mal den Ritt veranstalteten. Einen Distanzritt, für sie eine Passion, zumal  diese Ritte die Saison einläuten  und die Saison im Spätherbst beenden. Hat man noch einen Ritt offen, so kann man sich hier darauf verlassen, das alles möglich gemacht wird, trotz Corona Zeiten und der Ritt auch unter Auflagen garantiert stattfinden wird.

Auch wenn der Ritt für uns mit einer Anreise von fast 380 km entfernt liegt, so lohnt sich die Strecke. Günstig gelegen an der Autobahn in der Nähe von Bremen für alle, die jetzt erst die ersten Ritte und das Abenteuer Distanzreiten erleben wollen, eine zuverlässige Adresse. Ein langer Weg, aber  der Weg soll ja angeblich auch das Ziel sein und man kann auch sein Pferd bei längeren Transportwegen besser kennenlernen, so kann man die Anfahrt schon als  Training sehen. Wie verkraftet es den Transport, steht es ruhig, frisst es und vor allem wie verhält es sich bei einem Stau auf der Autobahn wie im letzten Herbst, wo wir 7 Staus auf der Hinfahrt und auf dem Rückweg eine Hänger Panne auf der Autobahn hatten, umladen mussten mit Hilfe der Polizei und ADAC. Eben immer ein Abenteuer.

Immer zu Saisonbeginn fragt man sich, wie ist das Wetter so früh im März, wie jeder weiß sind Wind und Regen die ständigen Begleiter im Norden, werden wir gegen das Wetter reiten und unseren Pferden als Distanzreiter im Fellwechsel viel abverlangen müssen? Auf jeden Fall ist eine mitgeführte Nierendecke Pflicht, wenn der Wind pfeift. Ohne Stau kommen wir am frühen Freitagnachmittag an und bauen unser Lager auf, bei diesem Ritt haben wir Glück ,es hatte nicht geregnet und die Wiese ist mit jedem PKW gut zu befahren, ansonsten wäre es von Vorteil ,wenn man jeden Traktorfahrer grüßt ,den man sieht. Man weiß nicht, ob man ihn nochmal braucht.

Unser Ziel ist  die 81 km Qualifikation für internationale Ritte und die Freude daran hält sich bei mir in  Grenzen. Bis jetzt ist mir unverständlich das Reiter, die sportliche Ziele verfolgen bei der Novice Qualifikation in jeder Runde nicht schneller also höchstens als 16,00 km/h. reiten dürfen. Wie will man dann im internationalen Sport wissen, wie gut ein Pferd wirklich ist, wenn wir auf den Qualifikationsritten in Deutschland auf die Bremse treten müssen, damit alle Pferde gleich gut sind ?

Das böse Erwachen  folgt dann  auf dem Fuße, wenn andere Nationen zu Recht vorne liegen bei internationalen Wettbewerben, obwohl Deutschland in anderen Pferdesportdisziplinen führend ist.

Leider werden sportlich ambitionierte Distanzreiter nicht gefördert es gibt keine Kader und keinen Bundestrainer mehr für unseren schönen Sport. Haben wir keine Reiter oder sind wir alle zu langsam? Ich bin gespannt, wann es soweit sein wird, das sich zum Beispiel Springreiter für das Hamburger Derby qualifizieren, wenn sie mit dem Nachwuchspferd es schaffen über Cavalettis zu springen und auf jeden Fall nicht am Zeitspringen teilnehmen dürfen ,aber „Hopp“ dann  haben sie die Qualifikation gegen die Weltelite anzutreten. Und das Ganze auch noch ohne die Kontrolle des Gesundheitszustandes des Pferdes , wie im Distanzsport sinnvollerweise üblich, wo die Pferde zu Recht bei jedem Wettkampf durch dazu qualifizierte Tierärzte mehrfach auf dem Ritt streng, um die Gesundheit unserer wertvollen Freizeitpartner zu schützen, untersucht werden. Wenigstens das ist einzigartig im Distanzsport.

Nach meiner Meinung sollte hier nochmal dringend eine Diskussion beim VDD angeregt werden und auch wenn es nur einige „ Sportreiter unter den Distanzreitern“ gibt diese Situation zu verbessern. Auch wenn das bedeuten würde, dass nicht alle Distanzreiter gleich sind. Können sie auch nicht, da jeder andere Interessen in diesem Sport verfolgt.

14 Distanzsportler haben sich für die 81 km Strecke angemeldet, wie schön da in diesem Winter auch gute Trainingsmöglichkeiten fast wie in Spanien wettermäßig zu verzeichnen waren. Die einzelnen Streckenabschnitte waren in drei Lops aufgegliedert in 30 / 30 / 21 km Runden. Am Start eingefunden, erschienen  einige Pferde und Reiter noch etwas nervös, wie immer am Start da sich Reiter und Pferde erst einordnen müssen und so geht es auf die erste Runde bei herrlichem Wetter und Sonnenschein. Schnell finden sich Reiter zusammen ,einige sind schon aus dem gleichen Stall angereist und man merkt ihnen an ,dass sie zu Hause zusammenreiten und gut harmonieren, die jungen Reiterinnen reiten wie auf einer Perlenschnur gefädelt im gleiche Anstand und werden von einer erfahrenden Reiterin angeführt, ein schönes Bild.

Die Wege sind nach dem ersten Kilometer im Ortsbereich hervorragend, Waldboden, nicht zu tief  einzelne Abschnitte auch Asphalt oder Schotter aber immer mit Randstreifen zur Auswahl, so dass jeder seinen Heimatboden etappenweise wiederfindet oder eine neue Trainingsmöglichkeit hat, was den Boden betriff. Die Strecke ist abwechslungsreich und es gibt hier und da einige Unsicherheiten oder besser Herausforderungen, eingegrabene Traktorenreifen, große Düngerhaufen , die stark riechen, pflügende quietschende Traktoren, bellende Hunde und  auch zwei Autobahnbrücken, die zu überqueren sind ,auch Schlagschatten von Windkrafträdern sind eine schöne Gehorsamkeitsübung für unsere Pferde. Ab und zu treffen wir Spaziergänger , die wir höflich grüßen zumal sie netterweise uns Reitern Platz machen, ihren mitgeführten Vierbeiner im Gegensatz zu uns an der Leine führen und ich denke, da sollte sich jeder Reiter bedanken, Einigen Fußgängern erscheinen unsere Vierbeiner sicher erschreckend groß und ein freundliches Lächeln der Reiter wirkt sich sicher entspannt  auf die „Nochnichtreiter „aus.

Auf der zweiten Runde ich bin begeistert wie vertrauensvoll mein Pferd die Situationen meistert, das Dressurtraining zeigt hier seine Berechtigung und ich freuen mich über die souveräne Leistung meines Pferdes. Seit Beginn reitet neben mir einen netten Reiter ,der sein Pferd ebenfalls qualifizieren möchte und so haben wir alle Zeit der Welt Gespräche zu führen und Wissen und Erfahrungen auszutauschen, soll das der Sinn der Geschwindigkeitsauflagen sein ,frage ich mich?

Die Strecken sind sehr gut markiert es gelingt auch mir nicht mich zu verreiten. Auf der Strecke sind Wasserstellen, die auch auf der gut lesbaren und bereits farblich hervorgehobenen Wegen der Rittkarten eingezeichnet sind.An der Strecke begegnen wir netten Trosserteams anderer Reiter, die unseren Pferden Wasser und auch Möhren anbieten, vielen Dank ihr unbekannten Helfer. So kann man in Stuhr angenehm trosslos reiten bei dem zentralen Vet- Gate ohnehin. Auf der Strecke steht ab und zu Sonja …. und wenn man aus der Ferne eine Hand hebt, füllt sie frisches Wasser für unsere Pferde in Eimer ein besonderer Service neben einem netten Wort oder einer Aufmunterung für die Teilnehmer.

Auf dem ersten Teil des Rittes, ist es sehr warm und die Sonne meint es gut mit uns, so dass sich  in der Pause  einige Reiter umziehen, leider frischt gegen Mittag der Wind auf. Am Wegesrand geleiten uns Horste von Osterglocken, die den Frühling einleiten und im Wind tanzen. Auch das ist Distanzreiten, durch eine Landschaft zu reiten und die Schönheit im Frühling hoch zu Ross aus einem ganz besonderen Blickwinkel genießen zu dürfen. Dazu der Duft des arbeitenden Pferdes und das zufriedene Schnaufen meiner Stute ab und zu eine Biene, die gegen meinen Helm prallt.

Gegen 15.00 Uhr erreichen wir dem Regiment entsprechend gebremst das Ziel mit einem Plus von 52 und alles A- Noten, wie beim Start. Begeistert von der Leistung meines Pferdes und meiner Ritt Disziplin und froh die Auflage des Regimentes hinter mir zu haben, belegen meine Reitbekanntschaft und ich gemeinsam und gebremst Platz 7. Alle Reiter haben den Ritt in der Wertung beenden können, leider darf man ja heutzutage keinen Namen mehr nennen wegen dem Datenschutz und so ist den Gewinnern auch das letzte Triumpf des Sieges nach meiner Meinung genommen , ich gratuliere allen, die besser waren oder schneller reiten durften als ich und freue mich das alle Pferde und Reiter im Ziel gesund angekommen sind.

Unser Dank gilt hier allen Helfern der Veranstaltung für das nette Miteinander, den Tierärzten und vor allem meinem Mann Dirk, der seit 20 Jahren mein bester Trosser und Mentaltrainer ist und ohne den ich nicht meine Träume und Erfolge verwirklichen könnte.

Mein Begleiter aus dem Saarland und ich freuen uns auf einen gemeinsamen internationalen Ritt ,wo die sportlichen Leistungen unserer Pferde Anerkennung finden und wir für unser Land schneller als 16,00 km/h pferdeschonend reiten werden.

Dieser Text ist absichtlich von mir ungegendert verfasst.

Kerstin Michelmann

Distanzreiter aus dem schönen

Sachsen Anhalt