Datum: 26.–27. April 2025
Ort: Reitanlage des Reit- und Fahrvereins Dormagen
Am Wochenende des 26. und 27. April 2025 fand auf der Reitanlage des Reit- und Fahrvereins Dormagen – dem Austragungsort der diesjährigen Deutschen Meisterschaft im Distanzreiten – ein intensiver Vorbereitungskurs mit dem französischen Distanzreiter und Trainer Allan Léon statt. Die Veranstaltung kombinierte einen Lehrgang für Reiter mit einem speziellen Fokus auf Trainerfortbildung.
Teilgenommen haben zehn Reiterinnen und Reiter mit unterschiedlicher Erfahrung – die meisten von ihnen seit vielen Jahren im Distanzsport aktiv – sowie mehrere Trainer und interessierte Beobachter ohne Pferd. Ebenfalls dabei war VDD-Tierärztin Claudia Zerlik.
Bereits am Freitag reisten einige Teilnehmer an, um sich auf den kommenden Tag vorzubereiten. Der Samstag begann offiziell mit einem gemeinsamen Frühstück, das dem gegenseitigen Kennenlernen und der Begrüßung durch das Organisationsteam sowie Allan Léon diente. Im Anschluss stellten sich alle Teilnehmer vor und formulierten ihre individuellen Ziele für den Kurs.
Daraufhin folgte eine detaillierte Vorstellung der Pferde. Jedes Pferd wurde mit Informationen zu Pedigree, Beschlag und Gesundheitsstatus präsentiert. Im Schritt und Trab an der Hand wurde das Gangbild beurteilt. Allan Léon ging dabei gezielt auf mögliche Schwachstellen ein und gab hilfreiche Hinweise zur weiteren Förderung der Pferde – insbesondere Beschlagsanpassung und Vorbeugung von körperlichen Schäden. Nach dem Mittagessen begann die erste Reiteinheit, in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe, in der auch zwei teilnehmende Trainer mit ihren Pferden ritten, wurde vollständig von Allan persönlich gecoacht. In den Gruppen zwei und drei übernahmen jeweils die teilnehmenden Trainer die Leitung der Einheit – unter Aufsicht und mit konstruktiver Unterstützung von Allan.
Der Schwerpunkt lag auf Stangenarbeit und einfacher Springgymnastik. In meiner eigenen Gruppe wurde sehr individuell auf jedes Reiter-Pferd-Paar eingegangen. Obwohl einige Pferde noch nie über künstliche Hindernisse gesprungen waren und einige Reiter: innen anfangs zögerlich waren, konnte zum Abschluss der Einheit jedes Team mit Freude und wachsendem Selbstvertrauen kleine Sprünge absolvieren.
Im Anschluss folgte ein Vortrag zum Training des Distanzpferdes, bei dem insbesondere die Auswirkungen auf den gesamten Organismus thematisiert wurden. Dabei wurde u.a. auch erläutert, wie Temperatur oder der Blutzuckerspiegel die Leistungsfähigkeit des Pferdes beeinflussen können. Den Ausklang des Tages bildete ein gemeinsames Abendessen in einem nahegelegenen Restaurant. In entspannter Atmosphäre kam es zu einem regen Austausch unter den Teilnehmern. Es wurden nicht nur Fachfragen diskutiert, sondern auch viele persönliche Erfahrungen und Geschichten geteilt – ein gelungener Abschluss für einen lehrreichen und inspirierenden Tag.
Den zweiten Tag eröffnete erneut ein gemeinsames Frühstück, bei dem sich eine gelöste und offene Atmosphäre unter allen Beteiligten zeigte. Allan Léon erwies sich dabei als äußerst nahbarer Gesprächspartner und unterhielt die Runde mit spannenden und teils kuriosen Geschichten aus seiner Karriere im internationalen Distanzsport und seinem Leben. Für besonders viel Heiterkeit sorgte Allans Neugier bezüglich der deutschen Bäckereikultur– er ließ es sich nicht nehmen, eine Auswahl der regionalen Backwaren zu probieren und fand die Tatsache, dass wir “Wurst auf Brot” zum Frühstück essen, sehr amüsant.
Im Anschluss wurden zwei Reitgruppen für die nächste Trainingseinheit auf dem vereinseigenen Racetrack gebildet. Zuvor erfolgte ein erneutes Vortraben der Pferde, um sicherzustellen, dass alle fit für die bevorstehende Belastung waren. Die Trainingseinheit fand diesmal in Bewegung auf der Geländestrecke statt, wobei Allan beide Gruppen auf wechselnden Pferden begleitete. So konnte er direkt aus dem Sattel heraus korrigieren, motivieren und individuelle Tipps geben. Die teilnehmenden Trainer begleiteten die Einheit vom Boden aus, beobachteten den Ablauf und tauschten sich untereinander aus.
In unserer Gruppe, lag der Schwerpunkt unter anderem auf dem sicheren Anreichen von Übergießflaschen. Zudem wurde gezielt an der Fähigkeit gearbeitet, ein gleichmäßiges Tempo mit konstantem Abstand zu den anderen Reitern zu halten. Regelmäßige Positionswechsel innerhalb der Gruppe sorgten dafür, dass jedes Pferd sowohl an der Spitze als auch im hinteren Feld Erfahrungen sammeln konnte. Der Racetrack in Dormagen – mit seinen vielen Kurven und Richtungswechseln – ermöglichte ein abwechslungsreiches Training, sodass kaum auffiel, dass wir bereits rund 40 Minuten im Galopp unterwegs waren.
Nach dem Training wurden die Pferde abgesattelt, gewaschen und wie nach einem echten Distanzritt einer Nachuntersuchung durch Claudia Zerlik unterzogen. Anschließend versammelten sich alle Teilnehmer zum gemeinsamen Grillen, bei dem Wurst vom Rost und kalte Getränke bereitstanden. Den Abschluss des Lehrgangs bildete eine Präsentation zum Thema „Fütterung des Distanzpferdes“, die praktische und wissenschaftlich fundierte Einblicke in die Ernährung leistungsaktiver Pferde vermittelte. Für eine abschließende Fragerunde blieb kaum noch Zeit, da viele Teilnehmer – wie auch ich – eine lange Heimreise vor sich hatten. In meinem Fall lagen noch sieben Stunden Autofahrt vor mir – aber die Erlebnisse und Eindrücke des Wochenendes machten selbst diese Strecke zu einem leichten Abschluss.
Fazit
Für mich persönlich war der Vorbereitungskurs mit Allan Léon eine rundum gelungene Erfahrung. Mein Wissen im Bereich Distanzsport wurde nicht nur erweitert, sondern auch durch neue Perspektiven vertieft. Besonders wertvoll waren die praxisnahen Tipps, die direkte Arbeit mit dem Pferd und der Austausch mit den anderen Teilnehmern. Ich habe tolle neue Bekanntschaften gemacht und würde bei einer ähnlichen Veranstaltung jederzeit wieder teilnehmen.
Bericht: Franziska Merke