DM 2021: Jürgen Deneke mit Abu

Jürgen Deneke mit Abu

VDD: Wie entstand der Plan, an der Deutschen Meisterschaften im Distanzreiten teilzunehmen? Jürgen: Ich bin ja bei der DM 2019 zum ersten Mal gestartet und danach war klar, dass ich wenn möglich jedes Mal dabei bin. Ich finde, das gehört sich so, wenn man ein Pferd hat, das qualifiziert ist. Das ist nun mal der wichtigste Ritt im Jahr.

VDD: Welches Ziel hast dir für den Ritt gesetzt? Jürgen: In der Wertung ankommen. Platzierung egal.

VDD: Erzähl uns was zu deinem Pferd? Was ist für dich das Besondere an ihm? Jürgen: Abu ist einer von unseren 5 Kabardinern und kam vor zwei Jahren direkt aus dem Kaukasus, mit 3-Sterne-Quali zu uns. Er hat mich sofort mit seiner Lauffreude und seinem Megatrab begeistert. Er ist zäh und robust, aber auch sehr sensibel und recht schlau. Was er vorher in Russland außer lange rennen gemacht hat, wissen wir nicht, aber wahrscheinlich nicht viel … Fängt schon damit an, dass er nicht still steht beim Aufsteigen. Das ist bis heute noch nicht möglich, aber immerhin galoppiert er nicht mehr direkt los … Auch Gymnastik kannte er nicht, und der Galopp war nicht reitbar. Mittlerweile geht das auch langsam und gesetzt auf dem Platz und die ganzen Dressurübungen scheinen ihm sogar Spaß zu machen, denn er macht die neu gelernten Sachen fast von alleine. Ein tolles Pferd und Kamerad.

VDD: Wie hast du dein Pferd für die Deutschen Meisterschaften im Distanzreiten vorbereitet? Jürgen: Da wir aus dem Flachland kommen bin ich einmal die Woche ins bergische Land gefahren, um das bergauf zu trainieren. Bergab natürlich auch, aber das klappte auch vorher schon ganz gut. Wir versuchen im Frühjahr immer einen längeren Wanderritt zu machen – ging wegen C dieses Jahr nicht. Gerne reiten wir MTRs zur Vorbereitung, gab es leider auch nicht – nur die Rennsteig 2 Tage haben wir mitgemacht.

VDD: Wie hast du dich selbst darauf vorbereitet? Jürgen: Da ich beruflich ziemlich viel rumrenne, bin ich eigentlich recht fit. Ansonsten nur reiten und vor einem 100-Meiler entsprechend mehr.

VDD: Trainierst Du allein, mit einem Trainier oder einem Team? Jürgen: Reitunterricht mit Lehrer. Gemeinsame Ritte mit den Reitbeteiligungen. Coronabedingt haben wir uns mit unseren Reitfreunden und unserer Klosterritt AG nicht viel getroffen. Gerne reiten wir regelmäßig zusammen. Ich finde es aber auch ganz wichtig, lange Strecken alleine zu trainieren, das muss man schließlich auch im Wettkampf können. Mein wichtigster Coach ist meine Freundin Dani. Selber begeisterte Vielreiterin und Horsewoman. Sie kennt die Pferde so gut wie ich. Wir ergänzen uns hervorragend.

VDD: Welches ist Deine Taktik für die Deutschen Meisterschaften im Distanzreiten? Jürgen: Mein Ding machen. Die Strecke ist wohl mit die anspruchsvollste 160er in ganz Europa. Da können wir jedenfalls alle nicht durchrasen. Außerdem ist der Abu nicht so gut mit den Pulswerten wie die meisten Araber. Da muss man es dann anders wieder rausholen … Also Körner sparen und gut einteilen.

VDD: Wo liegen deine reiterlichen Wurzeln, und wann oder wie bist Du zum Distanzreiten gekommen? Jürgen: Ich bin einer der spät Berufenen. Habe erst vor 18 Jahren angefangen und mich erst in der Islandszene getummelt. Auf meinem ersten gebrauchten Pferdeanhänger klebte der berühmte dreieckige Distanzreiter Aufkleber. Das hat mich neugierig gemacht, und dann musste mein Isi ran. Bis 80 Km sind wir mehrmals unterwegs gewesen. Er hat über 1000 Km in der Wertung und ist mit 24 Jahren immer noch topfit. Ich wollte aber unbedingt 100-Meiler reiten und auch nicht mehr die Veranstalter bis in die Nacht nerven, wenn sie auf mich warten mussten. Araber sind nicht mein Ding – also bin ich bei den Kabardinern gelandet. Aber wie, das ist eine andere Geschichte. Wir gehen supergerne Wanderritte, aber Distanzreiten finde ich noch spannender wegen der sportlichen Aufgabe. Und dass man den ganzen Tag schöne Strecken reiten kann, ohne auf die Karte schauen zu müssen.

VDD: Was war euer bisher größter Erfolg als Reiter/Pferd-Team? Jürgen: Angekommen ist genug gewonnen. Mit Evo meinem 2. Crack hab ich auch schon mal die Alb gewonnen und so manch anderen LDR. Aber für mich ist das nicht so wichtig. Bei 5 Startern in Deutschland einen Sieg zu holen, ist gerade mal schmeichelhaft. Aber in Madine CEI zu reiten mit 40 Startern, fremde schöne Strecken, nette Menschen kennenlernen, von den Cracks was zu lernen und in der Wertung anzukommen, ist viel schöner. Und da bekommt der Letzte sogar noch einen Ehrenpreis. Und wer kann sagen, schon mal in Pontchateux am Atlantik galoppiert zu sein! Oder bei den russischen Meisterschaften spontan einen wildfremden Hengst geritten zu sein. Mit dem eigenen Pferd 10 Tage durch die Dolomiten, im Zelt unter den 3 Zinnen. Erfolge ist das Eine, aber schöne Erlebnisse mit seinem Pferd bleiben viel länger in Erinnerung.

VDD: Betreibst du Ausgleichssport oder noch andere Disziplinen oder Sportarten? Jürgen: Nein, keine Zeit und auch gar nicht nötig.

Ich wünsche allen Teilnehmern, dass sie gesund ins Ziel kommen. Bleibt locker und habt Spaß. Wir müssen gute Werbung für unsern Sport machen. Ich danke im Voraus schon mal der Familie Al Samarraie, die uns wieder einen perfekt organisierten und stilvollen Event organisieren werden. Und meinem Team: Dani, Meyke, Julia, Manu und Klaus