Am 02.04. sollte unsere Distanzsaison 2022 starten. Etwas früher als ursprünglich geplant, aber ich
bin sehr froh, mich für die Alheimer Frühjahrsdistanz entschieden zu haben, da der Ritt im Sommer
wohl leider nicht stattfinden wird. Außerdem wurde das Wochenende zu einem
„once-in-a-lifetime“-Erlebnis.
Nachdem wir die Woche(n) vorher mit angenehmen Temperaturen und Sonne satt verwöhnt wurden,
verhieß der Wetterbericht für das Wochenende nichts Gutes… Bedauerlicherweise kamen zu den eh
schon geringen Nennungen wetterbedingt noch einige kurzfristige Absagen (insg. 14) hinzu, was sehr
schade für die Veranstalter war.
Angeboten wurden ein MTR mit 40 km am Freitag und weiteren 40 km am Samstag, ein MDR über 61
km, KDR über 53 km, welcher leider letztendlich komplett ohne Starter blieb, sowie EFR über sowohl
40 km, als auch 33km. Auf letztgenanntem gab es nur eine einzige Teilnehmerin. Sehr erfreulich wie
ich finde ist, dass eine Starterin extra aus den Niederlanden angereist war, sie hat sich weder vom
Wetter noch vom bergigen Gelände beeindrucken lassen.
Wir sind Freitagnachmittag in aller Ruhe aus dem hessischen Hinterland bei Marburg angereist. Die
Straßen waren weitestgehend frei, lediglich über den Knüll/Knüllwald war es, aufgrund von
verschneiter Fahrbahn und ordentlich Steigung bzw. Gefälle, etwas unangenehm mit Gespann zu
fahren. Man konnte erahnen, welchen Bedingungen sich die Reiter am Nachmittag bereits gestellt
haben mussten.
Es war wie immer schön, alte und neue Bekannte zu treffen. Man half sich gegenseitig z.B. beim
Pavillionaufbau, Austausch vergessener Gegenstände, Deckenberatung etc. und es war rundum eine
entspannte, familiäre Atmosphäre. Trotz Kälte, Wind und Schnee war die Stimmung beim
Veranstalter-Team, den Tierärzten, Helfern und Teilnehmer die ganze Zeit über locker und lustig. An
dieser Stelle sei auch schon mal die 8er Mädelstruppe erwähnt, welche am Samstag gemeinsam die
40 km ritt und auch für eine stimmungsvolle Gesangseinlage auf der Strecke sorgte. Die
Gemeinschaft, die in unserem schönen Sport manchmal vermisst wird, war hier deutlich zu spüren,
wie ich finde.
In der Nacht von Freitag auf Samstag kamen noch mal gut 20 cm Neuschnee hinzu, meine größte
Sorge war jedoch mögliche Glätte auf den Streckenabschnitten, die über den Radweg führten. Es
stellte sich glücklicherweise heraus, dass es so kalt dann doch nicht war, denn als meine beiden
Mitreiter und ich um 8:45 Uhr auf die 61 km lange Strecke starteten, war kein Eis mehr zu befürchten.
Das Team von Samarrastud ist früh morgens die Strecke noch einmal abgefahren und hat
zugeschneite Markierungen von der weißen Pracht befreit. Die Strecke war sehr gut ausgeschildert
und trotz Schneedecke war es schwer sich zu verreiten.
Die Runden ließen sich gut und flüssig bewältigen. Der Schnee war mit Duplos wirklich toll zu reiten
und nicht rutschig. Auch meine Mitreiter, die ihre Pferde mit Eisen beschlagen und keine
Schnee-Grips hatten, kamen gut zurecht. Das 1. Vet-Gate war außerhalb, oben am Wanderparkplatz.
Der Veranstalter ermöglichte auch trosslosen Reitern eine gute Versorgung im externen Gate, indem
ein leerer Pferdeanhänger am Start mit benötigtem Futter sowie Utensilien beladen werden konnte
und dieser zum Pausenplatz gebracht wurde. Wasser war auch immer genügend vorhanden. Selbst
das Cooling wurde komplett vom Team Samarrastud gestellt, jedoch kann man sich denken, dass dies
nicht wirklich gebraucht wurde.
Auf den bergigen Passagen im Wald war es einfach nur schön im tieferen Schnee. Mal ehrlich, das
Wetter hätte deutlich schlechter sein können, es war den ganzen Samstag von oben herab trocken.
Ich weiß nicht, wie oft ich zu meinen Mitreitern sagte „Hach, ist das herrlich“ oder „Mensch, was
haben wir ein Glück“. Tatsächlich zeigte sich die Sonne auch hin und wieder mal ganz kurz und ließ die
Schneelandschaft zauberhaft glitzern. Von den atemberaubenden Aussichten, die die Alheimer
Challenge bzw. die Frühjahrsdistanz bieten, muss ich nicht extra berichten, nicht zuletzt, weil die
Steigungen leider schuld am eher durchwachsenen Ruf der Veranstaltung sind. Ich finde die
Kombination der bergigen Passagen mit den Streckenabschnitten an der Fuldaaue entlang äußerst
gelungen, denn dort kann man auf ebenen Wegen in den Genuss kommen, längere Zeit am Stück zu
galoppieren, was ich zu Hause leider nicht habe. Ich selbst bin Fan von anspruchsvolleren Strecken,
bei denen mit Köpfchen geritten oder auch mal abgestiegen werden muss. Ein weiteres, kleines
Highlight für mich; ein kurzer Streckenabschnitt durch Oberellenbach erinnerte mich an einen Ritt in
Frankreich, den ich mal getrosst habe. Von Insidern weiß ich, dass ich nicht allein mit dieser Meinung
dastehe.
Auf der letzten Runde war der Schnee im Tal schon gut weggetaut und es wurde auf den
Wiesenwegen zunehmend rutschiger. Steile Stücke bin ich abgestiegen und neben Oryx hergelaufen.
Er war unglaublich trittsicher, was es uns ermöglichte das Tempo auf der letzten Runde doch nochmal
anzuziehen. Ich bin unglaublich stolz, wie souverän und professionell er alles meistert, selbst die enge
Brücke in Oberellenbach hat er mutig, ohne zu zögern überquert. Locker flockig und happy
galoppierten wir um 14:19 Uhr über die Ziellinie.
Die späte Nachuntersuchung, 2h nach Zieleinlauf, hat gerade bei den Witterungsverhältnissen so ihre
Tücken. Ich hatte Angst, dass es vielen Teams (uns eingeschlossen) die Wertung kosten könnte. Aber
ich lag falsch, jeder ging so umsichtig mit seinem Pferd um, deckte gut ein und wärmte ordentlich auf,
sodass tatsächlich ALLE Teilnehmer in der Wertung waren. Sowohl für Freitag als auch für Samstag
gab es eine Ankommerquote von 100%. Ich freue mich wahnsinnig sowohl für die Teilnehmer, als
auch für die Veranstalter. Es beweist, der Ritt ist definitiv machbar und das auch unter aller
schwierigsten Bedingungen.

Rittbericht von Jana Schlicker